Stefanie Stahl kennt den "Bauplan der Psyche",
- Klaus-Michael Jetter

- 24. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Irvin Yalom hat eine "Anleitung zum Glücklichsein", meinen Hund interessiert das nicht und "eine Krähe kratzt einer anderen kein Auge aus".

Vielleicht sollte ich keine Wut haben, wenn ich Beiträge schreibe, aber genau deswegen habe ich diesen Blog ja ins Leben gerufen. Damit ich über das Schreiben kann, was mich bewegt.
"Stefanie Stahl hatte eine sehr bunte Kindheit und ein liebevolles Elternhaus. Es gab viel Freiheit und viele Gäste, die immer wieder zu Besuch kamen. Sogar Helmut Schmidt war damals Gast der Eltern. "Das waren die 60er Jahre. Da wurden noch tolle Partys gefeiert“, erinnert sich die Psychologin. Stahl richtet heute noch mit Vorliebe Feiern aus und resümiert: "Ich habe gerne ein schönes Leben"." (Text zu einem Interview mit Stefanie Stahl)
So, jetzt wissen wir's. Stefanie Stahl hat gerne ein schönes Leben. Wer hätte nicht gerne ein schönes Leben? Wer hätte nicht gerne ein liebevolles Elternhaus gehabt?
Wenn ich davon ausgehe, dass das stimmt, was da geschrieben wird, dann kann ich auch davon ausgehen, dass Stefanie Stahl nicht in der Lage ist, sich in einen traumatisierten Menschen zu versetzen, mit ihm mitzufühlen. Wie kann sie dann eine gute Therapeutin sein, die Menschen wirklich helfen kann?
Bei dem Gedanken, dass sie den Bauplan der Psyche kennt, dreht sich bei mir nicht nur der Magen, sondern die Psyche um. Wie kann sie so arrogant sein, zu behaupten, dass sie den Bauplan der Psyche kennt, wenn sie selbst nur ein Teil dieser höheren Intelligenz ist?
Ich habe bei Stefanie Stahl eher den Eindruck, dass sie immer gut dastehen muss, damit niemand merkt, wie einsam sie in Wirklichkeit ist. Denn, es gibt bestimmt niemanden, der ihr das Wasser reichen kann. Und dass sie Millionen von Lesern hat, bedeutet für mich nur, dass viele Menschen so verzweifelt sind, dass sie Psycholiteratur lesen, damit sie wenigstens ein Gefühl von Sicherheit bekommen.

Der Dokumentarfilm "Yalom´s Cure - Eine Anleitung zum Glücklichsein" soll Irvin Yalom als glücklichen Menschen darstellen, der weiß, wie es geht, glücklich zu sein.
"Der Film ist geprägt von Gesprächssequenzen, in denen Yalom über die menschliche Natur sowie über Unglück und geglückte Lebensführung spricht. Dazwischen erlebt ihn der Zuschauer schreibend, sprechend, Rad fahrend, tauchend, im Gespräch mit seiner Frau sowie ..." (Auszug aus Wikipedia - Yaloms Anleitung zum Glücklichsein)
Ich habe diesen Film angeschaut.
"Der Tagesspiegel lobte, dass der Dokumentarfilm entgegen seinem Namen keine Anleitung zum Glücklichsein enthalte. "(Auszug aus Wikipedia - Yaloms Anleitung zum Glücklichsein)
Für mich ist der Film eine einzige Lobrede auf Irvin Yalom. Selbst, als er sagt, dass seine eigenen Kinder, mit ihm nicht viel anfangen können, wirkt das eher als eine Kritik an seinen Kindern, als eine Reflexion über sich selbst. Während er das sagt, lächelt er.
Ich weiß, wie das ist, wenn einen der eigene Vater nicht versteht oder nicht verstehen will. Ich weiß aber auch, wie das ist, wenn man die eigenen Kinder nicht verstehen oder nicht verstehen wollen.
Jeder von uns lebt in seinem eigenen Universum, das zwar mit die anderen Universen durchdringt, aber eben nicht das andere Universum ist. Also kann es durchaus sein, dass Yalom damit glücklich ist, zu schreiben, Rad zufahren, zu tauchen, mit seiner Frau zu sprechen.
Aber was geht mich das an? Interessant ist nur, dass der Film von Kritikern unkritisch betrachtet wird, weil man vermutlich in Yalom so eine Koryphäe sieht, dass es nicht sein kann, dass auch bei ihm, wie bei Frau Stahl, grundsätzlich etwas nicht stimmt.
Ich persönlich habe durch Psychologen viel Halt erfahren, habe aber dann eine Zeit lang gebraucht zu verstehen, dass sie dafür ja auch Ansehen bekommen.
Deswegen ist es für mich als Patient sehr wichtig, genügend Abstand zum Therapeuten zu wahren, denn den hat er ja auch. Dann befindet man sich mit seinem Therapeuten auf einer Ebene, die ja Frau Stahl und Herr Yalom nicht haben wollen.
Wenn ich meine Traumatisierungen relativieren möchte, ist es für mich wichtig zu lernen, auf mich selbst zu hören, anzufangen, selbst zu denken und keinen leeren Worthülsen mehr zu glauben, wenn kein echtes Mitgefühl dahintersteht.
Klaus-Michael Jetter



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