Stefanie Stahl kennt den "Bauplan der Psyche",
- Klaus-Michael Jetter
- 2. Jan. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 7 Stunden
Irvin Yalom hat eine "Anleitung zum GlĂŒcklichsein", meinen Hund interessiert das nicht und "eine KrĂ€he kratzt einer anderen kein Auge aus".

Vielleicht sollte ich keine Wut haben, wenn ich BeitrĂ€ge schreibe, aber genau deswegen habe ich diesen Blog ja ins Leben gerufen. Damit ich ĂŒber das Schreiben kann, was mich bewegt.
"Stefanie Stahl hatte eine sehr bunte Kindheit und ein liebevolles Elternhaus. Es gab viel Freiheit und viele GĂ€ste, die immer wieder zu Besuch kamen. Sogar Helmut Schmidt war damals Gast der Eltern. "Das waren die 60er Jahre. Da wurden noch tolle Partys gefeiertâ, erinnert sich die Psychologin. Stahl richtet heute noch mit Vorliebe Feiern aus und resĂŒmiert: "Ich habe gerne ein schönes Leben"." (Text zu einem Interview mit Stefanie Stahl)
So, jetzt wissen wir's. Stefanie Stahl hat gerne ein schönes Leben. Wer hÀtte nicht gerne ein schönes Leben? Wer hÀtte nicht gerne ein liebevolles Elternhaus gehabt?
Wenn ich davon ausgehe, dass das stimmt, was da geschrieben wird, dann kann ich auch davon ausgehen, dass Stefanie Stahl nicht in der Lage ist, sich in einen traumatisierten Menschen zu versetzen, mit ihm mitzufĂŒhlen. Wie kann sie dann eine gute Therapeutin sein, die Menschen wirklich helfen kann?
Bei dem Gedanken, dass sie den Bauplan der Psyche kennt, dreht sich bei mir nicht nur der Magen, sondern die Psyche um. Wie kann sie so arrogant sein, zu behaupten, dass sie den Bauplan der Psyche kennt, wenn sie selbst nur ein Teil dieser höheren Intelligenz ist?
Ich habe bei Stefanie Stahl eher den Eindruck, dass sie immer gut dastehen muss, damit niemand merkt, wie einsam sie in Wirklichkeit ist. Denn, es gibt bestimmt niemanden, der ihr das Wasser reichen kann. Und dass sie Millionen von Lesern hat, bedeutet fĂŒr mich nur, dass viele Menschen so verzweifelt sind, dass sie Psycholiteratur lesen, damit sie wenigstens ein GefĂŒhl von Sicherheit bekommen.

Der Dokumentarfilm "YalomÂŽs Cure - Eine Anleitung zum GlĂŒcklichsein" soll Irvin Yalom als glĂŒcklichen Menschen darstellen, der weiĂ, wie es geht, glĂŒcklich zu sein.
"Der Film ist geprĂ€gt von GesprĂ€chssequenzen, in denen Yalom ĂŒber die menschliche Natur sowie ĂŒber UnglĂŒck und geglĂŒckte LebensfĂŒhrung spricht. Dazwischen erlebt ihn der Zuschauer schreibend, sprechend, Rad fahrend, tauchend, im GesprĂ€ch mit seiner Frau sowie ..." (Auszug aus Wikipedia - Yaloms Anleitung zum GlĂŒcklichsein)
Ich habe diesen Film angeschaut.
"Der Tagesspiegel lobte, dass der Dokumentarfilm entgegen seinem Namen keine Anleitung zum GlĂŒcklichsein enthalte. "(Auszug aus Wikipedia - Yaloms Anleitung zum GlĂŒcklichsein)
FĂŒr mich ist der Film eine einzige Lobrede auf Irvin Yalom. Selbst, als er sagt, dass seine eigenen Kinder, mit ihm nicht viel anfangen können, wirkt das eher als eine Kritik an seinen Kindern, als eine Reflexion ĂŒber sich selbst. WĂ€hrend er das sagt, lĂ€chelt er.
Ich weiĂ, wie das ist, wenn einen der eigene Vater nicht versteht oder nicht verstehen will. Ich weiĂ aber auch, wie das ist, wenn man die eigenen Kinder nicht verstehen oder nicht verstehen wollen.
Jeder von uns lebt in seinem eigenen Universum, das zwar mit die anderen Universen durchdringt, aber eben nicht das andere Universum ist. Also kann es durchaus sein, dass Yalom damit glĂŒcklich ist, zu schreiben, Rad zufahren, zu tauchen, mit seiner Frau zu sprechen.
Aber was geht mich das an? Interessant ist nur, dass der Film von Kritikern unkritisch betrachtet wird, weil man vermutlich in Yalom so eine KoryphÀe sieht, dass es nicht sein kann, dass auch bei ihm, wie bei Frau Stahl, grundsÀtzlich etwas nicht stimmt.
Ich persönlich habe durch Psychologen viel Halt erfahren, habe aber dann eine Zeit lang gebraucht zu verstehen, dass sie dafĂŒr ja auch Ansehen bekommen.
Deswegen ist es fĂŒr mich als Patient sehr wichtig, genĂŒgend Abstand zum Therapeuten zu wahren, denn den hat er ja auch. Dann befindet man sich mit seinem Therapeuten auf einer Ebene, die ja Frau Stahl und Herr Yalom nicht haben wollen.
Wenn ich meine Traumatisierungen relativieren möchte, ist es fĂŒr mich wichtig zu lernen, auf mich selbst zu hören, anzufangen, selbst zu denken und keinen leeren WorthĂŒlsen mehr zu glauben, wenn kein echtes MitgefĂŒhl dahintersteht.
Klaus-Michael Jetter
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