Yalom "seziert", Huber "kriminalisiert", Stahl "fantasiert", Reddemann "meditiert"
- Klaus-Michael Jetter
- 6. Juli 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Jan.

Irvin Yalom ist Psychoanalytiker. Analysieren heißt so viel, wie etwas in seine Bestandteile zerlegen. Das Wort "Psyche" kann man mit Seele übersetzen.
Also ist ein Psychoanalytiker jemand, der eine Seele zerlegt, seziert.
Michaela Huber hat sich viel mit ritueller sexualisierter Gewalt an Frauen beschäftigt. Frauen, welche diese Form von Traumatisierung oft über Jahre hinweg miterlebt haben, sind oft nicht mehr in der Lage, ein schmerzfreies, einigermaßen sorgloses Leben zu führen. Die ständige Konfrontation von Michaela Huber mit den Leiden dieser Frauen führte bei ihr dazu, dass sie Männern, welche diese Art von Gewalt ausführen, jede Daseinsberechtigung abspricht. Sie erlaubt nicht, auch nur ansatzweise zu hinterfragen, woher es kommt, dass Männer so etwas machen. Ihre Erklärung ist, dass Männer diese Art von Gewaltausübung einen "Kick" gibt. Und damit Punkt.
Ich habe kein einziges Buch, nicht mal eine Zeile aus einem Buch von Stefanie Stahl gelesen und behaupte trotzdem, dass sie fantasiert. Allein schon bei ihrer Behauptung, dass sie den Plan der Seele, ihre Struktur in Grundzügen kennt, wird's mir bzw. meiner Seele schlecht.
Ich spüre meine Seele erst seit Kurzem und weiß heute schon, dass meine Seele nicht irgendwie funktioniert, sondern einfach nur ist. Dieses Sein meiner, und ich behaupte, aller Seelen, lässt sich nicht auch nur annähernd in Gedanken, geschweige denn in Worte fassen. Wie kommt dann Frau Stahl darauf, dass sie wüsste, wie Seelen funktionieren? Der Größenwahn mancher Psychologen kennt keine Grenzen, wenn sie mal einen Hauch der wahren Wahrheit erfahren haben.
Luise Reddemann, deren tägliche Praxis seit Jahrzehnten das Mitfühlen mit traumatisierten Menschen ist, meditiert seit ca. vierzig Jahren. Das spürt man beim Lesen ihrer Bücher. Sie scheut sich nicht davor, in ihrem letzten Buch: "Die Welt als unsicherer Ort" im Zuge der Auswirkung von Corona auf die Seele zu sagen, dass manche Wunden, körperliche wie auch seelische, nicht geheilt werden können und diese Menschen dann lernen müssen mit den schlecht verheilten Wunden zu leben.
Das sagt jemand, der mit seiner psychodynamischen imaginativen Traumatherapie schon vielen Menschen geholfen hat. Mich eingeschlossen. Bei dieser Therapie arbeitet man aus seiner Seele heraus. Mithilfe der eigenen Vorstellungskraft schafft man sich den Raum und die Hilfen, die man ganz individuell braucht, um eine innere Stärkung zu erleben, die dabei unterstützen kann, mit den Herausforderungen des täglichen und nicht alltäglichen Lebens fertig zu werden.
Yalom, Huber, Stahl, Reddemann, kurzum: "Ein Psychologe, der seine eigene Seele nicht in die Therapie einbringt, kann keiner Seele helfen."
Klaus-Michael Jetter
Frühsommer 2024
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