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An Gott nicht, aber an Satan glauben

Aktualisiert: 25. Juli

Älterer Mann sitzt in einem bequemen Schreibtischstuhl und lächelt

Prof. Dr. Irvin Yalom glaubt nicht an "Gott", aber an "Satan". Wie passt das zusammen?


"Der Mystizismus, der mit erhabenen, wunderbaren Augenblicken der Einheit mit dem Universum einhergeht, ist auch ein Beispiel für Ich-Verlust. Die Verschmelzung mit einem anderen Menschen, einer Gruppe oder einer Sache, mit der Natur oder mit dem Universum, geht immer mit dem Verlust des Selbst einher: Es ist ein Pakt mit dem Satan und führt zu existenzieller Schuld - jenem Schuldgefühl, dass das ungelebte Leben in jedem von uns beklagt." Irvin Yalom aus "Existenzielle Psychotherapie" (5. korrigierte Auflage 2010 EHP - Verlag Andreas Kohlhage) Seite 443

UND


"Ich respektiere gläubige Menschen, auch wenn ich ihre Ansichten nicht teile. Andererseits ist meine Arbeit in einer säkularen, existenziellen Weltanschauung verwurzelt, die übernatürliche Glaubensvorstellungen zurückweist. Mein Ansatz geht davon aus, dass das Leben (einschließlich des menschlichen Lebens) ein Produkt von Zufallsereignissen ist, dass wir endliche Wesen sind und, wie sehr wir es uns auch anders wünschten, auf nichts außer uns selbst zählen können, um uns zu schützen, um unser Verhalten zu beurteilen und ein sinnvolles Lebensmuster aufzustellen. Wir haben kein vorherbestimmtes Schicksal, und jeder von uns muss entscheiden, wie er so erfüllt, glücklich und sinnvoll wie möglich lebt."

Irvin Yalom aus: "In die Sonne schauen - Wie man die Angst vor dem Tod überwindet." (14. Auflage Oktober 2010 btb Verlag) Seite 179


Dass ich diesen Beitrag überhaupt schreibe, liegt daran, dass ich als traumatisierter Mensch, der bewusst oder unbewusst nach Hilfe sucht, bereit bin, sich an jeden Strohhalm zu klammern, der an ihm vorbeischwimmt.


Dazu gehört - für mich auf jeden Fall - psychologische Literatur.


Der erste Strohhalm war Yalom.


Er wurde mir von meiner Therapeutin als weiterführende Literatur empfohlen, als ich ihr mitteilte, dass ich Angst hätte zu sterben, ohne das gemacht zu haben, was ich in meinem Leben machen wollte.


Das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe, ist: "Denn alles ist vergänglich". Durch das Buch wurde ich mir wieder meiner eigenen Sterblichkeit bewusst.


Über die Gedanken zu meiner eigenen Sterblichkeit und wie ich meine Zeit bis zu meinem Ableben möglichst sinnvoll nutzen könnte, ohne in Angststarre zu verharren, kam ich auf das Buch von Yalom "In die Sonne schauen - Wie man die Angst vor dem Tod überwindet".


Da Yalom - in sich folgerichtig - für Laien gut nachvollziehbar schreibt, habe ich mir zuletzt sein Lebenswerk, die "Existenzielle Psychotherapie" zu Gemüte geführt. Auch hier war alles schlüssig formuliert.


Da ich aber zu dieser Zeit durch die posttraumatischen Belastungsstörungen meiner Tochter, mit meinem Kopf und meinem Herz auf das nicht absehbare Ausmaß meiner eigenen Traumatisierung gestoßen bin, fing ich an, mich ohne Hilfe von außen mit dem Thema Traumatisierung zu beschäftigen.


Nachdem ich außer Büchern von Yalom noch Bücher von Alice Miller, Luise Reddemann und Michaela Huber gelesen hatte, bekam ich automatisch mehr Abstand zu dem, was Yalom geschrieben hat und konnte seine Texte mit klarerem Kopf betrachten.


Dadurch fiel mir der oben zitierte Widerspruch: "An Gott nicht, aber an Satan glauben" in den Texten von Yalom auf.


Da er ein viel gelobter Psychoanalytiker ist, war es für meine weitere Entwicklung wichtig, mich aus dem Gefängnis seiner logischen Gedanken zu befreien und zu lernen, mehr auf mein Gefühl zu hören.


Dazu mehr in einem der folgenden Beiträge, welchen ich mit dem Titel:

  • Yalom seziert

  • Huber kriminalisiert

  • Stahl fantasiert und

  • Reddemann meditiert

überschreiben möchte.


Klaus-Michael Jetter



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