Was ist eigentlich Liebe?
- Klaus-Michael Jetter

- 30. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juli
(Psychotherapeutisches) Handeln in Krisenzeiten

Nach nunmehr 70 Jahren bin ich wieder dort gelandet, wo alles angefangen hat.
Bei mir selbst.
Im Unterschied zu damals lebe ich heute, außer mit meinem Hund, alleine.
Damals waren wir eine Familie mit Eltern, vier Kindern und einem Hund.
Trotzdem fühlte ich mich alleine.
Ich war auch damals bei mir selbst, doch ich fühlte mich gefangen. Gefangen in Gefühlen von Angst. Traurigkeit, Neid, Hass, Argwohn.
Durch meine Gefangenschaft konnte ich mich nicht mitteilen. Niemanden. Ich hatte Angst, "totgeschlagen" zu werden, wenn ich Gefühle zeige.
Seitdem ich angefangen habe, mich von meinen Traumatisierungen zu lösen, kommen Gefühle an die Oberfläche, welche ich bis dahin so nicht gespürt habe.
Eines dieser Gefühle ist Einsamkeit. Ein anderes ist Liebe.
Wie kann ich mich einsam fühlen, wenn ich gleichzeitig Liebe fühle?
Was ist eigentlich Liebe?
Ich glaube zu wissen, dass es viele Menschen gibt, die mich, jeder auf seine Art und Weise, lieben. Nur meine ich, dass sie mir ihre Liebe nicht zeigen und ich mich deshalb einsam fühle.
Das ist der Punkt, wo meine Überlegungen ins Stocken geraten.
Vielleicht bin ich es gewohnt, dass man seine Liebe zeigen muss, um wieder geliebt zu werden. Also so eine Art von Tun. Wenn ich nichts dafür mache, ist es dann nicht wohl logisch, dass ich auch nichts bekomme. So war es auf jeden Fall in meiner Kindheit.
Jetzt kommt - websiteübergreifend - wieder Irvin Yalom ins Spiel, der im Gegensatz zu Luise Reddemann behauptet, dass es eine existenzielle Isolation gibt, welche fundamental und unüberwindbar ist. Luise Reddemann ist überzeugt, dass es eine existenzielle Verbundenheit gibt, die fundamental und immer da ist.
Das Wort fundamental ist auch ein anderes Wort für existenziell. Für mich bedeutet fundamental, dass es nichts gibt, was tiefer gründet. Da ich als Mensch auf einem Fundament stehe, kann ich eigentlich nicht wissen, ob es etwas Fundamentaleres gibt.
Wenn Irvin Yalom in tiefer Reflexion erfahren hat, dass es eine unüberwindbare Isolation gibt und Luise Reddemann von existenzieller Verbundenheit spricht, muss es etwas geben, was es ermöglicht, diese Zustände zu erfassen, sonst wären diese nicht erfahrbar.
Zum einen glaube ich, dass Isolation durch die Anwesenheit von Verbundenheit erfahrbar wird und zum anderen, Verbundenheit durch die Anwesenheit von Isolation.
Das bedeutet für mich in meiner Einsamkeit, dass ich diese nur dadurch spüren kann, weil es Menschen gibt, die mit mir verbunden sind, die mich lieben.
Wenn ich Einsamkeit und Liebe aber gleichzeitig spüre, sind es keine Gegensätze mehr, sondern ergänzen sich. Gehören im weitesten Sinne des Wortes zusammen.
Die Grundwesenheit des Menschen?
In meinem Blogbeitrag: "Das Ziel - Meine transgenerationalen Traumatisierungen auflösen" geht es um die Grundwesenheit des Menschen, die nicht zerstört werden kann, die kurz gesagt, den Tod überdauert.
Das erfahre ich als wahr, seitdem ich Kontakt mit meiner verstorbenen Zwillingsschwester habe, da ich ihre Anwesenheit im Kern genauso spüre, wie ich sie gespürt habe, als sie noch inkarniert war.
In meinem vorgenannten Blogbeitrag zitiere ich den Beitrag "Die Grundwesenheit eines jeden Menschen" aus dem Portal "EnableMe Deutschland". Dort wird die menschliche Grundwesenheit als feiner, weiter, tiefer und realer als Körper, Gedanken und Emotionen beschrieben.
Da ich durch den Nachtodkontakt mit meiner Schwester erfahre, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, halte ich es auch für möglich, dass es eine menschliche Grundwesenheit gibt, die feiner, weiter, tiefer und realer als Körper, Gedanken und Emotionen ist.
Nur würde ich diese Grundwesenheit als Liebe bezeichnen.
Klaus-Michael Jetter



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