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Angst und Spiritualität

Aktualisiert: 18. Jan.

Ein kleines Mädchen und ein kleiner Junge stehen mit russischem Kleidchen und Russenkittel neben einem Weihnachtsbaum und vor einem aufgeklappten Klavierdeckel und schauen ängstlich in die Kamera

In den Erzählungen "Kinderseele" von Hermann Hesse heißt es:


"Wenn ich alle die Gefühle und ihren qualvollen Widerstreit auf ein Grundgefühl zurückführen und mit einem einzigen Namen bezeichnen sollte, so wüsste ich kein anders Wort als: Angst. Angst war es, Angst und Unsicherheit, was ich in allen jenen Stunden des gestörten Kinderglücks empfand: Angst vor Strafe, Angst vor dem eigenen Gewissen, Angst vor Regungen meiner Seele, die ich als verboten und verbrecherisch empfand."

In ihrem Buch: "Bin ich traumatisiert" schreibt Verena König:


"Wenn wir mit unserem Verstand wissen, dass wir keine Angst haben müssten, aber unser Körper völlig in Aufruhr ist, hilft es nichts, sich einzureden, dass alles gut sei."


Ich selbst kann es nicht so elegant ausdrücken, wie Hermann Hesse oder Verena König, was in mir in Bezug auf Angst vor sich geht. Ich weiß nur, dass ich bis heute (70 Jahre alt) in vielen alltäglichen Dingen, wie Entscheidungen treffen, meinen Hund mit seiner aggressiven Seite, mit anderen Hunden zur Sozialisation zusammenzubringen oder an die Ungewissheit der Zukunft denken, wie gelähmt und kaum handlungsfähig bin.


Um Herr meiner Ängste zu werden, habe ich, vieles ausprobiert: Alkohol trinken, psychedelische Therapie, meditieren, mich tiefenpsychologisch therapieren lassen, stundenlange Gespräche über Gott und die Welt führen, bis ins Jugendalter mich mit gleichaltrigen herumschlagen, Ängste schüren, um meine eigenen Ängste nicht zu spüren.... Diese Aufführungen könnte ich noch endlos fortsetzen. Eines habe ich bisher nicht ausprobiert. Mich so zu nehmen, wie ich bin!


Wie kann ich mich so nehmen, wie ich bin, wenn ich gefühlt nur aus Angst bestehe.


Eine junge Frau und  ein junger Mann, sie sitzend, er stehend auf einem Potraitfoto

Hier kommt meine an Multipler Sklerose verstorbene Zwillingsschwester ins Spiel. Ich habe mit ihr, 20 Jahre nach ihrem Tod, über ein Medium Kontakt aufgenommen, weil ich intensiv das Gefühl hatte, dass sie Kontakt mit mir will.


Die Kontaktaufnahme war so real, dass ich heute noch mehr als bisher davon überzeugt bin, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.


Das bedeutet, wenn ich auch irgendwie nach meinem Tod noch weiterlebe, gibt es etwas, was größer ist, als die Ängste, die ich heute empfinde und mich so lähmen. Ängste engen ein, das Universum ist unendlich.


Wenn ich mein Leben samt meinem Tod gedanklich in Bezug zur Spiritualität setze als rational nicht erklärbare transzendente Wirklichkeit, die der materiellen Welt zugrunde liegt, werden meine Ängste unbedeutend.


Luise Reddemann deutet das in ihrem Buch: "Die Welt als unsicherer Ort" an, indem sie vorschlägt, sich durch bestimmte Vorstellungen, als eingebunden im Universum zu erfassen.


Ich persönlich bin mittlerweile zutiefst davon überzeugt, dass keine Seele glücklich werden kann, wenn sie sich selbst nicht als Teil eines großen Ganzen sieht.


Die Ängste verschwinden nicht, aber sie relativieren sich.


Sich spirituell als Teil eines großen Ganzen zu erleben ist auch, bewusst oder unbewusst, der Grund, warum Therapeuten Meditationen zur Heilung vorschlagen. Nur sagen sie das in der Regel nicht ausdrücklich, denn ihr Ansehen als Therapeuten könnte Schaden nehmen, wenn sie mit Spiritualität als nicht erklärbare transzendente Wirklichkeit in Verbindung gebracht werden.


Klaus-Michael Jetter

Sommer 2024 - neun Tage nach Kontaktaufnahme mit meiner verstorbenen Zwillingsschwester

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