Depression oder Traurigkeit
- Klaus-Michael Jetter
- 28. Apr. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Jan.
Depression oder Traurigkeit - Zustand oder Gefühl.
Wenn ich depressiv bin, komme ich nur aus diesem Zustand heraus, wenn ich etwas tue.

Wenn ich traurig bin, hilft mir nur das Zulassen des Traurigseins.
Ich wurde durch einen kieferorthopädischen Eingriff aus meinem durchgetakteten Alltag herausgerissen. Ich hatte plötzlich mehr Zeit als sonst zur Verfügung und musste mich mehr auf mich konzentrieren.
"Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor"
Durch den Kontaktabbruch von meinen Kindern bin ich wieder in den Zustand des Alleinseins geraten, welchen ich als Kind hatte und von welchem ich mich offensichtlich bis heute nicht befreien konnte.
Da ich mich in meinem letzten Lebensabschnitt befinde,
mich aber so fühle, wie wenn ich mich im Ersten befinde,
Angst habe, dass ich mich bis zu meinem Tod nicht von diesem negativen Lebensgefühl des Alleinseins befreien kann
und außerdem kein Mittel gegen dieses Gefühl des Alleinseins gefunden habe,
bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dieses Gefühl erst einmal nur anzunehmen und nichts dagegen zu tun.
Wie jeden Morgen war ich um fünf Uhr in der Früh unterwegs mit meinem Hund
Beim Spazierengehen kam mir der Gedanke, dass ich nichts dagegen tun kann, dass meine Kinder kein Interesse mehr an mir haben. Das gehört wohl auch zu der normalen Entwicklung einer Eltern-Kind-Beziehung dazu. Nur halt mit dem Unterschied, dass ich beide traumatisiert habe, mit der Betonung auf die Traumatisierung. Zwar habe ich jeden anders traumatisiert, aber das Ergebnis ist dasselbe.
Das bedeutet, weiter gedacht, egal, ob ich meine Kinder traumatisiert habe oder nicht, früher oder später hätten sie mich ja eben doch alleine lassen müssen, um ihrer Entwicklung gerecht zu werden.
Ich will und sollte meine Kinder nicht ändern, sondern muss, wenn ich will, dass es mir gut geht, etwas bei mir verändern.
Depression oder Traurigkeit
Da fiel mir auf, dass ich nicht einmal sicher war, ob ich jetzt depressiv oder traurig war. D.h., die vermeintliche Depression könnte ja auch ein Gefühl der Traurigkeit sein.

Bei diesem Gedanken wurde es mir schon etwas wohler ums Herz.
Im Zusammenhang mit Traumatisierung und Depression schreibt Alice Miller sinngemäß, dass, wenn man die Gefühle, welche hinter einer Depression verborgen sind, erlebt, die Depression verschwindet.
Luise Reddemann benutzt, als eine Technik bei der Arbeit mit traumatisierten Menschen, die Bildschirmtechnik, bei welcher man sich vorstellt, dass man das Erlebte mit gebührendem Abstand auf einem Bildschirm betrachtet. Sie schreibt auch von einem inneren Beobachter, der neutral das beobachtet, was passiert oder geschehen ist. Auch dadurch erhält man eher den Überblick, was in einem in Wirklichkeit vorging oder vorgeht, ohne zu retraumatisieren.
Über das Schreiben, vom Leidenden zum Beobachter seines Selbst werden
Genau das ist mir jetzt, während ich geschrieben habe, passiert.
Zuerst war nur eine Depression da, die ich hinterfragte, um dann auf die Idee zu kommen, dass es ja auch ein Gefühl von Traurigkeit sein könnte. Über das Gefühl der Traurigkeit kam ich auf die Idee, über Depression und Traurigkeit zu schreiben. Was unbeabsichtigt dazu führte, dass ich gleich zwei "Techniken" (Gefühl hinter Depression zulassen und die Bildschirmtechnik) aus der Traumarbeit anwandte, welche jetzt dabei halfen, meine Traumatisierungen ein Stück weiter aufzuarbeiten.

Was der eigentliche Sinn meines Blogs sein soll, von dem ich bislang nicht weiß, ob er auch funktioniert.
Klaus-Michael Jetter - Meinem Ziel ein Stück näher
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