"The old Guard" oder "Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst"!
- Klaus-Michael Jetter

- 19. Dez. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Die Hauptdarsteller in diesem Film "The old Guard" können nicht sterben. Sie sind eine kleine Gruppe von "Kriegern", die zum Teil schon hunderte Jahre leben. Ihre Aufgabe ist es zu helfen, wobei sie manchmal zu den "Guten" und manchmal zu den "Bösen" gehören. Sie haben sich über die Zeit mithilfe von „übernatürlichen“ Kräften als Gruppe von Kämpfern gefunden.
Der Film fängt damit an, dass sie in eine Falle gelockt werden, im Kugelhagel sterben, um dann wieder aufzustehen, um weiterzukämpfen.
In einer anderen Szene im Film wachen die Gruppenmitglieder auf und erzählen sich in Bruchstücken, was jeder geträumt hat. Sie stellen fest, dass sie unabhängig voneinander von ein und derselben Person geträumt haben. Es stellt sich heraus, dass diese Frau eine neue Kriegerin in ihrem Bund sein soll.
Einer von ihnen hat geträumt, wo sie ist, ein anderer, was sie tut und ein Dritter, zeichnet detailliert, wie sie aussieht.

Bei dieser Szene fiel mir die "existenzielle Verbundenheit" ein, von welcher u.a. Luise Reddemann schreibt und das "kollektive Unbewusste", das C.G. Jung und seine Frau erforscht haben.
Die dargestellte Verbundenheit der Akteure war für mich das erste "Hallo" in diesem Film.
Wie gesagt, der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst
Das zweite "Hallo" kam bei einer Szene, in der gezeigt wurde, wie eine ehemalige, auch unsterbliche Gefährtin der Gruppe wegen Hexerei in einer "eisernen Jungfrau" eingesperrt und im Meer versenkt wurde. Man sah, wie sie in dieser eingeschlossen auf dem Meeresgrund liegend, dem Wahnsinn nahe, immer wieder ertrank, um kurze Zeit später wieder zum Leben zu erwachen, um erneut zu ertrinken. Die Tortur dauerte 500 Jahre an.

Was hat das mit Traumatisierung und deren Auflösung zu tun?
Die existenzielle Verbundenheit und das kollektive Unbewusste, wenn es diese überhaupt gibt, können Gutes bewirken.
Wenn man sich einsam fühlt, kann man sich durch das Gewahrwerden der Verbundenheit mit allem, in allem aufgehoben fühlen. Dann fühlt man sich schon nicht mehr so einsam. Denn, das, was man fühlt, ist immer real für den Fühlenden, ob es nun den Gegebenheiten entspricht oder nicht.
Auch enthält ja der Begriff des kollektiven Unbewussten allein schon das Wort "unbewusst", d.h. es wirkt im Unbewussten, ob man will oder nicht.
Die Bewusstwerdung hilft dabei, sich bewusst auf etwas Positives ("existenzielle Verbundenheit") zu konzentrieren, um sich von dem Gefangen Sein in den negativen Gedanken besser lösen zu können. Es kann sich durch die Konzentration auf das Positive, die zur Befreiung von den negativen Gedanken dringend benötigte Widerstandskraft entfalten.
Dieser Blog heißt ja im Untertitel: "Transgenerationale Traumatisierungen [...] lösen".
Das durch die Traumatisierung ausgelöste und ggf. bis jetzt bestehende Gefühl des Ausgeliefertseins kann so zumindest eine erste Relativierung erfahren. Die Mauer, die zur Überlebenssicherung, ohne eigenes Dazutun, in der Kindheit um einen herum aufgebaut wurde, würde dann durch eigenes Dazutun anfangen zu bröckeln.
Die existenzielle Verbundenheit und das kollektive Unbewusste können aber auch Negatives bewirken.
Stell dir mal vor, du wärst mit der Frau, die in der "eisernen Jungfrau" eingesperrt auf dem Meeresgrund liegt, verbunden. Du würdest ihren Wahnsinn unbewusst mitbekommen.
Wenn du selbst als Kind traumatisiert wurdest und durch Therapie versuchst an den Ursprung der Traumatisierung zu gelangen und dabei die unbewusste Verbundenheit außer Acht lässt, würdest du dich, auch wenn du die Ursachen deiner eigenen Traumatisierung ausgemacht hast, aufgrund der "existenziellen Verbundenheit" immer noch schlecht fühlen. Vielleicht sogar immer wieder Todesängste durchstehen und dich wundern, dass es dir nicht besser geht.

Ich habe den Gesichtspunkt der unbewussten Traumatisierung mit einer Bekannten, die als Heilpraktikerin für Psychotherapie arbeitet, besprochen. Wir kamen zu der Ansicht, dass hier nur das sich seiner selbst bewusst sein, was ich als das echte Selbstbewusstsein oder im weitesten Sinn des Wortes als Erleuchtung ansehe, helfen kann.
Und genau das ist das, was ich mit diesem Blog bezwecke.
Durch das konzentrierte Wahrnehmen der eigenen Gedanken über die Traumatisierung, das innerliche Vorformulieren dieser Gedanken und das strukturierte Aufschreiben dieser Gedanken erhält man automatisch mehr Einsicht in sich selbst. Dies führt zu mehr Selbstbewusstsein. Ich bin dann eher in der Lage zu unterscheiden, was zu mir gehört und was nicht zu mir gehört. Wofür kann ich Verantwortung übernehmen kann und wofür nicht?
Wenn man das nicht macht, bleibt der Teufelskreis der transgenerationalen Traumatisierung geschlossen. Der Wahn geht weiter. Sterben und mit den gleichen Problemen wieder geboren zu werden und wenn es durch deine Kinder oder durch deine Kindeskinder geschieht.
Das, was ich mit diesem Blog mache, kann man als ein "transzendentes Lebensziel" bezeichnen, da es über mein eigenes Leben hinaus wirkt.
Klaus-Michael Jetter



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