top of page

Und immer wieder Dunkelheit

Bericht aus dem Inneren einer Traumatisierung.


Hände die verzeifelt in Wasser greifen

Mir geht es nicht darum, mich mit meiner eigenen Traumatisierung zu profilieren. Ich versuche nur, Wege zu finden, um aus dieser scheinbar ausweglosen Situation herauszukommen. Und zwar nicht für eine Weile, sondern, wenn es geht, für immer.



Ich bin an einem Punkt angekommen, wo mir Lesen gerade nicht mehr weiter hilft.


Da meine Therapeutin mich für austherapiert hält, was auch immer das heißt, muss (!) ich selbst Wege finden, mich aus dem Kreislauf des "Grauens" zu befreien. Kreislauf des "Grauens", mit Betonung auf Kreislauf und "Grauen" deshalb, weil ich, soweit ich mich erinnern kann, schon immer morgens aufwache und mich nicht wohl, sondern, wie in einer grauen, endlos scheinenden Masse eingepackt, vor Angst gelähmt fühle.


Das passiert jeden Morgen, egal, was ich den Tag zuvor gemacht habe. Meine Ideen zur Lösung dieses morgendlichen Zustands gehen mittlerweile so weit, dass ich meine, dass eine harte Matratze, aufgrund einer Empfehlung eines Selfmade-Physiotherapeuten aus dem Internet, mir helfen könnte, diesen Kreislauf zu durchbrechen.


Wie so oft in letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass es eine Kraft gibt, die mir hilft, neue Wege auszuprobieren, um mich endlich von diesem Schlamassel zu befreien oder ihn wenigstens zu verstehen.


Zuallererst scheint mir der wichtigste Punkt zu sein, meine Traumatisierung in Worte zu fassen. Und das ist, dieses jeden Morgen aufwachen und das Gefühl zu haben, erst mal tausend Meter an die Oberfläche schwimmen zu müssen, um mich aus diesem scheinbar ewigen Martyrium zu befreien.


Das Martyrium besteht darin, sich gefühlt nicht auf bereits vorher gewonnenem Terrain zu befinden, sondern wieder ganz von vorn anfangen zu müssen, um wenigstens das Tageslicht sehen zu können, um wenigstens wieder das Gefühl zu haben, die Kraft zu besitzen auch diesen Tag gut überstehen zu können. Mit gut meine ich, dass nichts passiert, was mich weiter von dem Punkt herunterzieht, wo ich mich befinde.


Jeder Therapeut oder Mitmensch wird, wenn er diese Zeilen liest, denken oder erklären können, wo ich mich gerade von meiner Entwicklung her befinde, dass das ja alles nicht so schlimm, sondern ganz normal sei.


Genau das ist der Punkt, ich empfinde das als schlimm und es interessiert mich nicht mehr, ob andere das als normal empfinden. Ich habe einfach die Schnauze voll, jeden Morgen von vorn anfangen zu müssen, um wenigstens ein wenig von der Energie zu erheischen, die mir gefühlt von Natur aus zusteht.


Von gut gemeinten Ratschlägen, sei es aus der psychologischen, esoterischen, buddhistischen oder sonst einer Ecke, habe ich genug. Den erstens weiß ich nicht, ob diese Ratgebenden nicht selbst traumatisiert sind, z.B. dadurch, dass sie ihr ganzes Leben in einem Kloster verbracht haben, und zweitens ist jeder Mensch, wie auch seine Traumatisierung, ob er sich ihrer bewusst ist oder nicht, einzigartig.


leicht bekleidete Frau schwebt auf dem Rückne liegen in Wasser an die Oberfläche des Wassers

Genauso einzigartig ist auch sein Weg aus der Traumatisierung heraus.


Mein Wegweiser hieraus ist meine Unzufriedenheit, mich jeden Morgen aufs Neue aus diesem "Grauen" herauskämpfen zu müssen, um wenigstens das Tageslicht sehen zu können.


Klaus-Michael Jetter um 2:22 Uhr als "Nachteule" oder "Morgenlerche" wie man's nimmt





Wissenschaftlicher Artikel zum Thema: "Und immer wieder Dunkelheit".

Vielleicht ist das "Grauen" ja normal.


"Warum grübelt man nachts so viel?

Und dieses bewusste Aufwachen kann zu Grübeleien führen. Denn laut Murray sind Menschen zu dieser Zeit körperlich und kognitiv auf einem Tiefpunkt. Der Zustand ist eigentlich zur emotionalen und physischen Erholung des Körpers gedacht, wird in einer Wachphase aber schnell zur Negativspirale, da weder soziale Beziehungen noch die üblichen Bewältigungsmechanismen im Alltag zu dieser Zeit zur Verfügung stehen. So ist man allein mit seinen Gedanken – und Probleme, die man sonst nicht als solche sehen würde, erscheinen einem plötzlich unlösbar. Und aufgrund des Hormonzusammenspiels ist unser Verstand auch nicht zu einer Lösungsfindung fähig."


Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen

​Kontaktaufnahme 

Vielen Dank!

Von der Seele schreiben

bottom of page