Wie ich an mein verschüttetes Selbst herankomme
- Klaus-Michael Jetter
- 26. Nov. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 10 Stunden

Mit Kreativität!
Im Rahmen der Psychodynamischen Imaginativen Traumatherapie (PITT) und der Ego-State-Therapie wird erwähnt, dass man bei der Kontaktaufnahme zu inneren Helfern bzw. den eigenen Selbstanteilen kreativ sein sollte.
Ich habe mich in der letzten Therapiestunde bei meiner Therapeutin darüber beschwert, dass weder Luise Reddemann noch Michaela Huber genau schreiben, wie oft, wie lange und wie man eine Imaginationsübung durchführen soll.
Sie hat mich, wie so oft, sprachlos angeschaut, um mir dann mit Worten zu sagen, dass ich meinem Unbewussten vertrauen soll.
Jetzt weiß ich, weder, was mein Unbewusstes ist noch wie es sich äußert.
In ihrer Hör-CD "Dem - inneren Kind - begegnen" spricht Luise Reddemann von einem Zeitstrahl, bei welchem man mit dem sich vorstellen, seiner eigenen Zeugung beginnt und dann verschiedene Entwicklungsstufen imaginiert. Die einzelnen Übungsabschnitte dauern immer nur wenige Minuten. In diesem Tempo kann ich mir nichts richtig vorstellen. Dasselbe ist bei den Imaginationsübungen von Michaela Huber, welche für mich für den Zeitraum, welchen sie für die Übungen vorgibt, mit Text zu überladen sind.
Ich will aber unbedingt meine Traumatisierungen, welche im Verborgenen auf mich verdunkelnd wirken und mich dadurch auf einem bestimmten Level kraftlos halten, wirkungsloser machen.
In der PITT wird vorgeschlagen, sich für das eigene Krisenmanagement "innere Helfer" vorzustellen. Das können u.a. auch Figuren aus Filmen sein.
Das scheint mir die Möglichkeit zu sein, meinem Unbewussten eine von vielen Formen zu geben, über welche ich Kontakt mit ihm aufnehmen kann.
Ich hatte die Idee, Charaktere aus der Filmtrilogie "Der Herr der Ringe" als Helfer zu imaginieren, welche mich auf meinem Weg zu meinem ursprünglichen Selbst hilfreich begleiten sollten und mir dafür geeignet vorkamen.
Damit ich mir, auch einer Idee von Luise Reddemann folgend, die Figuren besser vorstellen konnte, hängte ich Fotos der Darsteller in ihren jeweiligen Rollen aus diesen Filmen an die Wand. Auf diese Art und Weise sollen sie mich dann erst mal rein äußerlich unterstützen....
Für mein inneres stark traumatisiertes Kind im Alter von vier Jahren wollte ich, auch gemäß PITT, einen inneren sicheren Ort schaffen, an welchem es sich aufhalten kann, wenn ich keine Zeit hatte, mich um es zu kümmern. Es soll sich sicher fühlen, damit es stabiler wird, um eine nachträgliche Reifung herbeiführen zu können.

Dafür stellte ich mir ein Holzhaus an einem See in einem lichten Wald und zur Unterstützung hilfreiche Helfer vor. Ich suchte nach einer "Mutter", menschlichen und tierischen Spielgefährten und Begleiter.
Als "Mutter" stellte ich mir Galadriel, die "Herrscherin des Waldes" vor. Ein tierischer Begleiter ist "Struppi", der Hund, welchen ich im realen Leben von meinem leiblichen Vater zu meiner Geburt geschenkt bekommen habe.
Menschliche Spielgefährten sind Kinder aus der näheren Umgebung am See sowie meine Tochter Rebecca und mein Sohn Tobias, beide in meiner Vorstellung vier Jahre alt. Als weitere hilfreiche Helfer kommen für mich Aragorn, Arwen, Gandalf und Baumbart infrage.
Während der Besuche meines inneren Kindes habe ich mich mit der Zeit mit Galadriel angefreundet.
Da es mir aber immer wieder schwerfiel, mir Galadriel vorzustellen, kam ich auf die Idee, mir ganz andere Filme mit dieser Schauspielerin anzuschauen. Jetzt kann ich Cate Blanchett leichter und in verschiedenen Rollen imaginieren.
Was hat das alles mit meinem verschütteten Selbst zu tun?
Seit kurzer Zeit lege ich mich mittags auf den Rücken hin, um meine täglichen Imaginationsübungen zu machen.
Da meine Traumatisierung viel mit Todesangst zu tun hat und ich bisher kein Mittel gefunden habe, diese Angst zu lindern, kam ich auf die Idee mir während meiner Übung vorzustellen, dass der mutige Krieger Aragorn mir seine Hand auf die Stelle am Bauch legt, wo ich die meiste Furcht spüre und diese einfach dort liegen lässt, um Energie in den angsterfüllten Bereich zu bringen. Um mich herum stehen schützend Arwen an meinem Kopf, Galadriel zu meiner Rechten und meine Tochter Rebecca, hier so alt wie sie heute ist, zu meinen Füßen.
Als ich das zum ersten Mal gemacht habe, bin ich hinterher aufgesprungen und habe mutig angefangen, die Ideen in die Tat umzusetzen, welche ich aus Angst bisher nicht umgesetzt habe.
Es war das erste Mal in meinem bisherigen Leben, dass ich mich in mir so spüren konnte, wie ich glaube, dass ich gemeint bin!
Ich weiß nicht, wie diese Entwicklung weitergeht, aber ich weiß, dass ich dabei bin zu verstehen, wie mein Unbewusstes arbeitet, um mich immer mehr auf den Weg zu mir selbst zu bringen.
Wenn dann dieses Selbst durch die Dunkelheit leuchtet, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
Nachwort
So wie oben beschrieben, komme ich über die Ideen, welche sich oft als weitere Wegweiser erweisen und über die Umsetzung dieser Ideen, ein Stück mehr zu mir, so wie ein Suchtrupp zu einem unter Ruinen liegenden Menschen. Dazu verwendet der Suchtrupp auch hilfreiche Helfer, wie z.B. Spürhunde. Der Weg zum Verschütteten ist oft beschwerlich und nicht gradlinig, und man weiß nicht, ob der Mensch noch lebt. Aber um das herauszufinden, muss man suchen.
Ich glaube, dass es in vielen Menschen einen verschütteten Anteil gibt, der darauf wartet, gefunden zu werden, bevor ihm die "Luft ausgeht".
Klaus-Michael Jetter
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